Samstag, 29. Juni 2013

Alexithymie – Soziopathie – Psychopathie

Weil in den Kommentaren mehrfach eine Gleichsetzung von alexithymen Menschen mit Soziopathen angesprochen wurde, versuche ich die Ähnlichkeiten und die Unterschiede zwischen Alexithymie, Soziopathie und Psychopathie darzustellen.

Ähnlichkeiten:
Alexithyme, Soziopathen und Psychopathen zeigen einen Mangel an Einfühlungsvermögen, sind emotional schwer erreichbar und können oberflächliche oder sogar erfundene Gefühlsbeschreibungen verwenden, um soziale Kontakte herzustellen.

Unterschiede:
Alexithyme haben Schwierigkeiten eigene Gefühle und die Gefühle anderer zu erkennen. Sie passen sich an ihr soziales Umfeld an, halten ethische Normen ein und handeln kontrolliert. Sie sind oft angepasst und eher ängstlich.

Soziopathen erkennen Gefühle anderer nicht. Psychopathen setzen sich bewusst über Gefühle anderer hinweg. Soziopathen und Psychopathen passen sich in der Regel nicht an ihr Umfeld an, missachten ethische Normen, handeln unkontrolliert, unangepasst und ohne Schuldbewusstsein. Das gestörte Verhältnis von Soziopathen zu anderen Menschen resultiert daraus, dass sie deren Reaktionen nicht einschätzen können. Psychopathen dagegen interpretieren Gefühle anderer oft sehr gut und nutzen diese Gefühle bewusst zu ihrem Vorteil aus.

Soziopathen und Psychopathen in medizinischem Sinn sind selten. Die Bezeichnungen aber werden häufig verwendet um auszudrücken, dass sich ein Mensch anderen gegenüber immer wieder sehr schlecht verhält.
Eine Unterscheidung von Alexithymie zu Soziopathie und Psychopathie anhand der Unterscheidung zwischen Gefühlen und Emotionen halte ich nicht für sinnvoll. Die Begriffe Gefühl und Emotion werden nicht nur im allgemeinen Sprachgebrauch normalerweise in gleicher Bedeutung verwendet. Sogar viele Wissenschaftler, Therapeuten etc. benutzen beide Begriffe als Synonyme. Wie schwer eine Unterscheidung fällt, zeigt z.B. das Pflegewiki: http://www.pflegewiki.de/wiki/Gef%C3%BChl
Selbst bei strenger Unterscheidung zwischen Gefühl und Emotion, z.B. anhand der jeweiligen Definitionen in Wikipedia, bleibt unklar auf welche dieser Ebenen sich Alexithymie auswirkt. Es ist keineswegs sicher, dass jeder alexithyme Mensch alle Emotionen unbewusst oder bewusst (körperlich) spürt. Dass diese Emotionen nicht bestimmten Gefühlen zugeordnet werden können und deshalb psychosomatische Erkrankungen folgen, konnte nicht belegt werden.
Z.B. enthält die Arbeit „Feelings with no name - In search of a neural basis for alexithymia“ von Katharina Sophia Goerlich Hinweise, dass bei Alexithymen schon die unbewusste Aufnahme von emotionalen Reizen anders verläuft, als bei Nicht-Alexithymen.

Im Rahmen dieses Blocks will ich mich nicht auch noch in die möglichen neuronalen Ursachen für Soziopathie und Psychopathie einarbeiten. Die aufgeführten Ähnlichkeiten und Unterschiede in den Auswirkungen sollten für die Unterscheidung ausreichen.

Weitere Quellen

Untersuchung zu funktionellen und topographischen Korrelaten früher Verarbeitung affektexpressiver Mimik bei Alexithymen
Jessica Kessler
2011

Feelings with no name - In search of a neural basis for alexithymia
Katharina Sophia Goerlich
2011