Weil
in den Kommentaren mehrfach eine Gleichsetzung von alexithymen
Menschen mit Soziopathen angesprochen wurde, versuche ich die
Ähnlichkeiten und die Unterschiede zwischen Alexithymie, Soziopathie
und Psychopathie darzustellen.
Ähnlichkeiten:
Alexithyme,
Soziopathen und Psychopathen zeigen einen Mangel an
Einfühlungsvermögen, sind emotional schwer erreichbar und können
oberflächliche oder sogar erfundene Gefühlsbeschreibungen
verwenden, um soziale Kontakte herzustellen.
Unterschiede:
Alexithyme
haben Schwierigkeiten eigene Gefühle und die Gefühle anderer zu
erkennen. Sie passen sich an ihr soziales Umfeld an, halten ethische
Normen ein und handeln kontrolliert. Sie sind oft angepasst und eher
ängstlich.
Soziopathen
erkennen Gefühle anderer nicht. Psychopathen setzen sich bewusst
über Gefühle anderer hinweg. Soziopathen und Psychopathen passen
sich in der Regel nicht an ihr Umfeld an, missachten ethische Normen,
handeln unkontrolliert, unangepasst und ohne Schuldbewusstsein. Das
gestörte Verhältnis von Soziopathen zu anderen Menschen resultiert
daraus, dass sie deren Reaktionen nicht einschätzen können.
Psychopathen dagegen interpretieren Gefühle anderer oft sehr gut und
nutzen diese Gefühle bewusst zu ihrem Vorteil aus.
Soziopathen
und Psychopathen in medizinischem Sinn sind selten. Die Bezeichnungen
aber werden häufig verwendet um auszudrücken, dass sich ein Mensch
anderen gegenüber immer wieder sehr schlecht verhält.
Eine
Unterscheidung von Alexithymie zu Soziopathie und Psychopathie anhand
der Unterscheidung zwischen Gefühlen und Emotionen halte ich nicht
für sinnvoll. Die Begriffe Gefühl und Emotion werden nicht nur im
allgemeinen Sprachgebrauch normalerweise in gleicher Bedeutung
verwendet. Sogar viele Wissenschaftler, Therapeuten etc. benutzen
beide Begriffe als Synonyme. Wie schwer eine Unterscheidung fällt,
zeigt z.B. das Pflegewiki: http://www.pflegewiki.de/wiki/Gef%C3%BChl
Selbst
bei strenger Unterscheidung zwischen Gefühl und Emotion, z.B. anhand
der jeweiligen Definitionen in Wikipedia, bleibt unklar auf welche
dieser Ebenen sich Alexithymie auswirkt. Es ist keineswegs sicher,
dass jeder alexithyme Mensch alle Emotionen unbewusst oder bewusst
(körperlich) spürt. Dass diese Emotionen nicht bestimmten Gefühlen
zugeordnet werden können und deshalb psychosomatische Erkrankungen
folgen, konnte nicht belegt werden.
Z.B. enthält die
Arbeit „Feelings with no name - In search of a neural basis for
alexithymia“ von Katharina Sophia Goerlich Hinweise, dass bei
Alexithymen schon die unbewusste Aufnahme von emotionalen Reizen
anders verläuft, als bei Nicht-Alexithymen.
Im Rahmen dieses Blocks
will ich mich nicht auch noch in die möglichen neuronalen Ursachen
für Soziopathie
und Psychopathie einarbeiten. Die aufgeführten Ähnlichkeiten und
Unterschiede in den Auswirkungen sollten für die Unterscheidung
ausreichen.