Die Beschäftigung mit Alexithymie kann
schnell zu Verwirrung führen. Es gibt die schon erwähnten vier
Kriterien zur Alexithymie. Darüber hinaus scheint jeder Autor unter
Alexithymie etwas anderes zu verstehen. Die unterschiedlichen
Konzepte zur Erklärung von Ursachen und Wirkungen klingen dabei in
sich meistens plausibel, scheinen sich oft aber gegenseitig zu
widersprechen. Sie lassen z.B. offen, ob es eine spezifische
Ursache für eine spezifische Alexithymie gibt, oder ob
es mehrere Ursachen für verschiedene Arten von
Alexithymie gibt. Mal gelten Entwicklungsstörungen im Gehirn als
Ursachen, dann eine gestörte Beziehung zwischen Mutter und Kind,
dann wieder mehr oder weniger traumatische Erlebnisse, chronischer
Stress etc. in jeder Altersphase usw.
Auch die Hirnforschung klärt nicht, ob
z.B. Auffälligkeiten bei der Informationsverarbeitung die Ursache
für Alexithymie oder die Folge von Alexithymie sind. Oder ob diese
Auffälligkeiten und Alexithymie sogar unterschiedliche Folgen einer
Ursache sind. Die meisten Autoren interpretieren diese Fragen auf jeweils ihre eigene Art, statt sie offen anzusprechen.
Entsprechend unklar ist, ob es
Behandlungsmöglichkeiten gibt. Je nach Autor und angenommener
Ursache wird behauptet, dass eine Behandlung nicht möglich ist, oder
es werden Erfolg versprechende Behandlungsansätze beschrieben.
Auch die Kernfrage
wird nicht eindeutig beantwortet: Haben Betroffene weniger oder kaum
Gefühle, oder können sie diese nur nicht benennen?
Dieser chaotische Eindruck entsteht
hauptsächlich, weil die Autoren sich auf bestimmte Aspekte
beschränken müssen und nicht alle Facetten der Alexithymie
betrachten werden. Leider wird das aber nicht einmal angedeutet.
Besonders in den nicht wissenschaftlichen Medien wird stark
vereinfacht, ohne entsprechende Hinweise. Oft wird zudem
unterschlagen, dass viele Aussagen zur Alexithymie noch Theorien,
Hypothesen und Vermutungen sind. Die in wissenschaftlichen
Veröffentlichungen zahlreichen Einschränkungen durch Wörter wie
„möglich“, „vielleicht“, „scheinbar“ etc., werden in
anderen Medien meistens weg gelassen.
Deshalb noch einige Informationen, die
vielleicht einige Widersprüche etwas aufhellen.
Im Zusammenhang mit Alexithymie werden
manchmal 3 Typen unterschieden:
Typ I
Betroffene haben ein wenig ausgeprägtes Gefühlsleben, wenig Fantasie und sie können ihre Gefühle nur schlecht identifizieren, bewerten und mitteilen. Sie können nicht über ihre Gefühle sprechen und wissen nicht, was sie fühlen.
Betroffene haben ein wenig ausgeprägtes Gefühlsleben, wenig Fantasie und sie können ihre Gefühle nur schlecht identifizieren, bewerten und mitteilen. Sie können nicht über ihre Gefühle sprechen und wissen nicht, was sie fühlen.
Typ II
Betroffene empfinden Gefühle, haben aber Schwierigkeiten Gefühle in Worte zu fassen, sie zu identifizieren und zu analysieren. Im Gegensatz zu Typ I haben sie eine gut entwickelte Vorstellungskraft. Unter den Alexithymen mit Typ II sind oft Opfer von sexuellem Missbrauch zu finden.
Betroffene empfinden Gefühle, haben aber Schwierigkeiten Gefühle in Worte zu fassen, sie zu identifizieren und zu analysieren. Im Gegensatz zu Typ I haben sie eine gut entwickelte Vorstellungskraft. Unter den Alexithymen mit Typ II sind oft Opfer von sexuellem Missbrauch zu finden.
Typ III
Betroffene können über ihre Gefühle sprechen, Gefühle identifizieren und analysieren, aber ihr Gefühlsleben ist wenig entwickelt und sie haben wenig Fantasie.
Betroffene können über ihre Gefühle sprechen, Gefühle identifizieren und analysieren, aber ihr Gefühlsleben ist wenig entwickelt und sie haben wenig Fantasie.
Von primärer Alexithymie wird
gesprochen, wenn die Alexithymie angeboren, oder durch Erfahrungen
oder Ereignisse in der frühen Kindheit entstanden ist. Die
Alexithymie ist dann quasi ein Teil der Persönlichkeit.
Wenn die alexithyme Eigenschaften eine
ganz bestimmte Ursache haben und nur zeitweise auftreten, wird von
sekundärer Alexithymie gesprochen. Solche Ursachen können z.B.
traumatische Erfahrungen bei schrecklichen Ereignissen sein.
Im Englischen wird auch von trait
alexithymia (primäre Alexithymie) und state alexithymia (sekundäre
Alexithymie) gesprochen.
Die sekundäre Form wird in der Regel
als "heilbar" betrachtet. Auch bei Formen, die nicht als
vollständig "heilbar" gelten, kann nach einigen Quellen
zumindest oft erreicht werden, dass Betroffene besser mit der
Alexithymie bzw. mit ihren Mitmenschen umgehen können. Mir ist aber
z.B. nicht klar, ob eine gestörte Mutter-Kind-Beziehung in den
ersten Lebensjahren des Kindes als sekundäre oder als primäre
Alexithymie angesehen wird.
Diese Differenzierungen zeigen, dass
viele Berichte und Diskussionen über Alexithymie sich nicht
unbedingt widersprechen. Aber es ist sehr oft unklar, welcher Aspekt
oder Typ betrachtet wird.
Unter dem Begriff Alexithymie ist eine
große Bandbreite von unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmalen
zusammen gefasst. Diese verschiedenen Merkmale sind jeweils auch noch
unterschiedlich stark ausgeprägt.
Betroffene dürfen genau so wenig pauschal einfache Schubladen gesteckt werden, wie nicht Alexithyme. Es versucht ja auch niemand alle Handlungen eines nicht Alexithymen mit einigen wenigen Persönlichkeitseigenschaften bzw. Charakterzügen zu erklären und zu begründen.
Das ist besonders wichtig, wenn online direkt oder indirekt Betroffenen Erklärungen und Hilfestellung gegeben werden soll. Es entstehen sehr leicht falsche Vorstellungen. Es ist ein großer Unterschied, ob der Hilfe suchenden Freundin eines Betroffenen mitgeteilt wird, dass ihr Partner nie Gefühle haben wird, oder ob Möglichkeiten zur Hilfe aufgezeigt werden.
Das ist besonders wichtig, wenn online direkt oder indirekt Betroffenen Erklärungen und Hilfestellung gegeben werden soll. Es entstehen sehr leicht falsche Vorstellungen. Es ist ein großer Unterschied, ob der Hilfe suchenden Freundin eines Betroffenen mitgeteilt wird, dass ihr Partner nie Gefühle haben wird, oder ob Möglichkeiten zur Hilfe aufgezeigt werden.
Bitte, bitte unterscheidet Alexithyme vom Soziopathen. Ganz ganz wichtig!!!!
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