Freitag, 15. Juli 2011

Gefühle zeigen


Meine Frau, ich und teilweise die Kinder haben vor Jahren an einer regelmäßigen, langjährigen Partnerberatung teilgenommen. Die Beratung hatte übrigens nichts mit Alexithymie zu tun. Dort herrschte Einvernehmen, dass meine Frau in einer sehr gefühlsbetonten Umgebung aufgewachsen ist, in der Gefühle offen gezeigt wurden. Ich in einer eher rationalen Umgebung, in der Gefühle weniger offen gezeigt wurden.

Ich war z.B. völlig überrascht, als meine Frau in der Beratung erwähnte, dass sie unsicher sei, ob mir ihr Essen schmecke, weil ich nie von mir aus sage, dass es mir gut geschmeckt hat. Für mich war das klar, weil ich mich nie über ihr Essen beklage. Nach dem Gespräch war das Thema für mich wieder erledigt. Standardantwort auf die Frage wie hat es geschmeckt, ist „ordentlich“. Mit zunehmendem Alter machten sich unsere Kinder über die Antwort lustig. Als ich dann irgendwann mit „gut“ antwortete, wurde die Sensation gebührend gewürdigt. Mittlerweile rutscht mir schon mal unbedacht einfach ein „gut“ heraus. Gut bedeutet im Grunde nichts anderes, als früher ordentlich. Aber meine Frau freut sich. Glaube ich.

Wenn andere Menschen positive Gefühle wie Freude etc. stark zeigen oder überschwänglich darüber reden, empfinde ich das meistens als stark übertrieben, heuchlerisch etc. Jemand der z.B. seine Liebe beteuert, Blumen mitbringt etc., steht bei mir unter Verdacht, dass er nur eine Show abzieht. Diese Denkweise ist mit ein Grund, warum ich schwer von Liebe sprechen kann. Das könnte ja als Show verstanden werden.

Solche Rückkopplungen sind typisch. Ich tue etwas nicht, weil man es nicht von mir gewohnt ist und Missverständnisse entstehen könnten, oder zumindest besondere Aufmerksamkeit entstehen könnte.

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