Mittwoch, 13. Juli 2011

Soziale Kontakte


Öffentliche gemeinschaftliche Gefühlsbekundungen waren mir schon als Kind ein Graus. Bei Karnevalsveranstaltungen habe ich nie schunkeln wollen, sondern ließ mich höchstens widerwillig mitschunkeln. Noch immer meide ich solche Gelegenheiten bzw. weigere mich mitzumachen, z.B. beim Singen an Lagerfeuern. Singen im Schulchor hingegen ging. An Betriebsfeiern, Geburtstagen etc. nehme ich ungern teil.

Bei Verabredungen zum gemeinsamen Lernen, Spielen, Sport, Geburtstagen etc. habe ich als Kind und Jugendlicher immer Ausreden gefunden, warum ich nicht zu anderen bzw. andere nicht zu mir kommen konnten. Genau so trenne ich heute Privates und Berufliches völlig voneinander.

Mir ist es peinlich, wenn sich die jeweiligen getrennten Welten bzw. die Bekannten begegnen würden.

Streitereien haben dazu geführt, dass ich seit vielen Jahren keinen Kontakt mit meinen Eltern habe. Zwischenzeitlich hatte ich per Mail Kontakt zu meiner Schwester, der aber eingeschlafen ist, weil ich ihre letzte Mail nicht beantwortet habe. Mir fiel einfach nichts mehr ein.

Auf fremde Menschen gehe ich ungern zu. Ich fühle mich schon unwohl, wenn ich im Geschäft einen Verkäufer oder eine Verkäuferin ansprechen muss. Am liebsten schicke ich dann meine Frau vor. Mir ist es unangenehm bis peinlich, in einem Restaurant bedient zu werden.

Smalltalk mag ich nicht, geht aber gut, wenn es nötig ist, z.B. beruflich. Privat reagiere ich häufig sarkastisch, wenn zu viel Unsinn geredet wird. Lieber unterhalte ich mich über konkrete Sachthemen, als über Unverbindliches.

Meinen Geburtstag habe ich immer nur mit Frau und Kindern gefeiert. Wobei feiern heißt, ein Stück Kuchen zusammen essen.

Kontaktpflege betreibe ich nicht. Freunde habe ich nicht. Ich vermisse sie aber auch nicht. Freunde würden mich nur beanspruchen. Wahrscheinlich genau dann, wenn es besonders ungünstig ist. Ich mag keine gegenseitigen Verpflichtungen, wie sie sich aus Freundschaften notwendigerweise ergeben. Für die sozialen Kontakte ist meine Frau zuständig.

Ich bevorzuge bekannte Umgebungen. An unbekannten Orten fühle ich mich bis zur Eingewöhnung unwohl. Ich versuche solche Situationen zu vermeiden.

Beruflich muss ich mich über viele der aufgeführten Hindernisse hinweg setzen. Z.B im Hotel wohnen etc. Das geht natürlich. Ich glaube nicht einmal, dass Andere das bemerken. Höchstens wird bemerkt, dass ich solche Situationen vermeide. Allerdings kann ich dann dafür nach außen auch plausible, andere Gründe angeben.

Mir würde die sprichwörtliche Insel mit Computeranschluss, Nahrungsmitteln und Frau reichen. Psychologen würden vermutlich die Reihenfolge bemerken.

1 Kommentar:

  1. Wieder einmal bin ich erstaunt, wie stark sich unsere Erfahrungen decken. Ich stimme 100% mit dir überein hinsichtlich Geburtstagspartys, sonstigen gemeinsamen Aktivitäten in der Jugend, fremden Menschen, unbekannten Orten oder im Hotel wohnen.
    Lediglich hätte ich nichts gegen mehr gute Freundschaften, da ich keine Partnerin habe, die die sozialen Kontakte übernehmen könnte.

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